Pressemitteilung vom 02.10.2014

Kennen Sie noch die Geschichte mit Abraham und der Aufforderung, seinen Sohn opfern zu sollen? Von außen und flüchtig betrachtet makaber.

Den Muslimen geht es aber gar nicht um das Opfern, das nach der Geschichte dann glückli-cherweise gar nicht stattfinden musste. Es geht um die Prüfung verlässlichster Glaubenstiefe. Dass Abraham und sein Erstgeborner ihr Vertrauen in ihren Schöpfer allem Weltlichen vor-gezogen haben, das ist der Anlass für die Muslime in aller Welt, am Samstag, 4. Oktober das Opferfest, Id ul-Adha oder türkisch kurban bayrami, zu feiern. Besuche, Einladungen, Gast-freundschaft und liebende Zuwendung zu den Verwandten folgen dem morgens in den über-vollen Moscheen abgehaltenem Festgebet, das eine viertägige Festzeit einleitet.

Der rituelle islamische Kalender und damit die Festtage richten sich nach den Mondphasen und schreiten jährlich um gut 10 Tage gegen den Sonnenkalender voran. Am Festtag ist schul-frei, aber dieser fällt heuer auf einen Samstag. 2015 ist voraussichtlich mit Mittwoch, dem 23. September wirklich schulfrei.

Etwa 180 Moscheen in Niedersachsen halten Samstag Festgottesdienst. Schura gratuliert den Muslimen und ihren Gemeinden zum Fest! Schura Niedersachsen bittet ebenso die Nachbar-schaft der niedersächsischen Moscheen herzlich um Verständnis für die zahlreich anreisenden morgendlichen Gottesdienstbesucher.

Zugleich grüßt Schura Niedersachsen die jüdischen Gemeinden; sie haben am selben Tag Jom Kippur, den Versöhnungstag, zehn Tage nach dem jüdischen Neujahrsfest Rosh Hashana. Herzlichen Glückwunsch!

Zum Stichwort „Opfern“ hier noch ein Nachsatz: Es geht nicht darum, dem Schöpfer ein Geschöpf darzu-bringen. Im Koran heißt es, nicht Fleisch und Blut erreichen Gott sondern nur die Herzensfrömmigkeit. Genau-er betrachtet – und für moderne „Verbraucher“ kaum nachvollziehbar – geht es auch um die Willkommenheit des Anlasses, einmal wieder Fleisch „auf dem Tisch“ zu haben; eine Ausnahme zu finden vom Verbot, ein Ge-schöpf Gottes zu töten, um davon zu zehren. Der Prophet des Islam, Muhammad, hatte selbst kaum mehr als einmal im Quartal Fleisch zu essen, das war kostbar und selten. War es hier in Niedersachsen früher denn viel anders? Im Angesicht der meterlangen Kühltheken in den Supermärkten, die einen jeden heute rund um die Uhr mit ungeahnten Fleischmengen zu niedrigsten Preisen versorgen… In der gesamten Geschichte der Menschheit hat es das bisher nicht gegeben! Die Kostbarkeit von Fleisch und sich bewusst zu machen, dass auch dieses zuvor ein Leben und Geschöpf Gottes war, das ist nicht nur für die Muslime und nicht nur am Festtag eine stets neue Herausforderung!

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