Angesichts des eskalierenden Konflikts zwischen Israel und den Palästinenser*innen sowie der Proteste in Deutschland mahnen Vertreter*innen jüdischer, palästinensischer und muslimischer Institutionen in Hannover sowie Oberbürgermeister Belit Onay in einem gemeinsamen Appell ein Ende der Gewalt an. Es gehe auch darum, ein Zeichen gegen Diskriminierung, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und religiös motivierten Hass zu setzen, hieß es auf einem Pressetermin an diesem Dienstag.
Der Initiative gehören der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hannover, Michael Fürst, der Vorsitzende der Palästinensischen Gemeinde in Hannover, Dr. Yazid Shammout , der Vorsitzende der Schura Niedersachsen, Landesverband der Muslime, Recep Bilgen, der türkische Moscheeverband Ditib sowie Belit Onay an.
„Dieser Schulterschluss ist beispielhaft. Damit senden wir ein deutliches Signal aus Hannover – gemeinsam treten wir für ein friedliches und respektvolles Miteinander ein“, betonte der Oberbürgermeister.
Die gemeinsame Erklärung hat folgenden Wortlaut:
„Tieferschüttert und mit großer Sorge blicken wir auf das Geschehen im „Heiligen Land“. Die so massiv hervorbrechende Gewalt, die Heftigkeit der Aggressionen und die zerstörerischen Angriffe machen uns fassungslos. In Gedanken sind wir bei den Angehörigen der Opfer und den Verletzten.
Uns ist bewusst, dass wir von hier aus die Konflikte zwischen Israel und Palästina nicht lösen können. Doch unser über Jahre gewachsener gegenseitiger Respekt und unser Verständnis füreinander bringen uns – trotz aller unterschiedlichen Ansichten zum Nahostkonflikt – jetzt noch näher zueinander und stärken uns in unserem Ansinnen. Nur die Kombination aus gegenseitigem Verständnis und starker politischer Initiative können dem Konflikt begegnen und Frieden im Nahen Osten ermöglichen. Vereint und mit einer Stimme fordern wir die Konfliktparteien auf, die Gewalt sofort zu beenden und jegliches Blutvergießen zu stoppen, damit sich ein von allen geachteter, gerechter und dauerhafter Frieden entwickeln kann.
Dem demokratischen Recht der Meinungsfreiheit entspringt die Pflicht zur Meinungsäußerung bei respektvollem Umgang miteinander. Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Palästinenserhass haben keinen Platz in unserer Gesellschaft. Auch das Beleidigen oder Diffamieren von religiösen oder staatlichen Symbolen bis hin zu Fahnenverbrennungen oder gar Angriffen auf Synagogen, Kirchen oder Moscheen sind unvertretbar und werden nicht toleriert. Hier ist der Staat in der Verantwortung, alle rechtsstaatlichen Mittel einzusetzen und mit ganzer Härte zu bestrafen.
Die emotionale Brisanz erfordert aber auch von der hiesigen Politik, vor allem von den Medien ein hohes Maß an Sensibilität. Pauschalisierte verbale Äußerungen wie etwa „die Juden“ oder „die Palästinenser“ müssen unbedingt vermieden werden. Feingefühl und Behutsamkeit in der Berichterstattung sind journalistische Pflicht. Sensationslust hat hier nichts verloren. Diese richtet ansonsten einen nicht wiedergutzumachenden gesellschaftlichen Schaden an und befeuert die Eskalation auch hier zu Lande.
Wir sind dankbar, dass wir in Niedersachsen von der Politik und den Medien für unsere gemeinsamen Aktivitäten große Unterstützung erfahren. Wir Juden, Muslime und Palästinenser, die gemeinsam hier in einem so liberalen und demokratischen Land wie Deutschland leben, sind insbesondere dazu verpflichtet, friedlich und respektvoll miteinander umgehen, damit wir einen versöhnlichen Impuls für den Nahostkonflikt geben können. Wir fordern, dass andere jüdische, palästinensische und muslimische Vereine, Organisation und Verbände unserem Beispiel und diesem Aufruf folgen und sich gegen jegliche Art von Hetze, Hass und Feindseligkeit stellen.“